Rückblick auf die Podiumsdiskussion "Das IHS und die Professionalisierung der Sozialwissenschaften in Österreich"

Autorin: Clelia Castellucci

Anlässlich seines 60-jährigen Jubiläums lud das IHS am 04.07.2023 zu einer hochrangigen Podiumsdiskussion mit ehemaligen Scholarinnen und Scholaren des IHS ein. Die Veranstaltung fand zugleich auch im Rahmen der Jahreskonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) statt. Ziel war es, die Wirkungen des Instituts im Hinblick auf das von 1965 bis 2015/16 laufende Postgraduierten-Programm des Instituts hinsichtlich seiner Bedeutung für die österreichische akademische Landschaft zu erläutern. Die Podiumsteilnehmer:innen bestanden aus Thomas König (IHS), Andreas Huber (IHS), Katharina Seifert-Prenn (Präsidentin des Alumni Verbandes des IHS), Christian Fleck (em. Univ.-Prof. der Universität Graz), sowie Alexander Bogner (Präsident der ÖGS).

Thomas König moderierte die Veranstaltung und begrüßte eingangs die rund 40 Teilnehmer:innen. Im Anschluss präsentierte Andreas Huber in einem kurzen Vortrag die ersten Ergebnisse des laufenden Projektes „Erhebung der Absolventinnen und Absolventen des IHS 1965-2015“. Dabei verwies er auf die Sonderstellung der Postgraduierten-Ausbildung am IHS, und stellte die Gruppe der Scholarinnen und Scholaren des IHS sowohl entlang von Kohorten als auch unterschieden nach Wissenschaftsdisziplinen dar.

Die drei Vertreter:innen am Podium erläuterten danach ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Postgraduierten-Programm und gaben Einschätzungen über die Rolle und die Funktion dieses Programms im Laufe der rund 50 Jahre seines Bestehens ab. Katharina Seifert-Prenn, selbst eine ehemalige Scholarin des Instituts, betonte auch den Zusammenhalt und Austausch zwischen den Scholar:innen, der lange nach Absolvieren des Lehrgangs angehalten habe.

Christian Fleck (der selbst kein Absolvent des IHS war) verwies in seinem Statement auf die anfänglichen Schwierigkeiten des Instituts und zeigte auf, dass dieses immer wieder den politischen Dynamiken Österreichs unterworfen war. Trotz struktureller Mankos habe das Postgraduierten-Programm, nicht zuletzt dank der Einbeziehung renommierter Gastprofessor:innen, eine wichtige Erweiterung des österreichischen akademischen Ausbildungslandschaft dargestellt, die heute vermisst werde. In dem Zusammenhang wies er auch kritisch darauf hin, dass das Institut im Rahmen der Bologna-Reform verabsäumt habe, den Lehrgang nachhaltig zu verankern.

Abschließend betonte auch Alexander Bogner, Präsident der ÖGS und wiederum Absolvent des IHS Lehrgangs, den seines Erachtens bedeutenden Beitrag des Programms für die Entwicklung der sozialwissenschaftlichen Landschaft Österreichs. Er hob nicht zuletzt den „Multiparadigmatismus“ des Programmes hervor. Die zahlreichen internationalen Gastprofessor:innen hätten maßgeblich zu einer Entprovinzialisierung der österreichischen Wissenschaftslandschaft insgesamt beigetragen.

In der anschließenden Publikumsdiskussion wurden die Teilnehmer:innen eingeladen, neben inhaltlichen Fragen zum Projekt ihre eigene Perspektive auf das Postgraduierten-Programm und das Institut zu äußern. Einige ehemalige Scholar:innen betonten nochmals die Rolle des Lehrgangs für ihren persönlichen akademischen und professionellen Werdegang. Außerdem wurde lebhaft über die Rolle des Postgraduierten-Programmes auf die akademische Landschaft in Österreich diskutiert – eine Diskussion, die bei der im Anschluss stattfindenden Feier im Hof des Instituts bei schönem Wetter weitergeführt wurde.

Die Veranstaltung bot damit eine schöne Gelegenheit, die Geschichte, Entwicklung und Wirkung des Lehrgangs des IHS zu reflektieren und insgesamt die Bedeutung des Instituts für die österreichische akademische Welt zu würdigen.

Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion: Andreas Huber, Alexander Bogner, Christian Fleck, Thomas König und Katharina Seifert-Prenn (von links nach rechts)

Copyright: Oliver Prenn