Spotlight: Siegfried Eisenberg

Siegfried Eisenberg ist seit 2021 am IHS und Teil der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomik und -politik.


In welchen Forschungsbereichen bist du am IHS tätig?

Ich bin Staff Scientist in der Forschungsgruppe Gesundheitsökonomik und -politik und aktuell mit drei Forschungsprojekten beschäftigt. Bei PERISCOPE, einem sehr großen EU-Projekt, besteht unser Teil darin, zu untersuchen, wie sich die Corona-Pandemie auf die Gesundheitsversorgung auswirkt bzw. ausgewirkt hat und wie dieses Wissen für künftige Pandemien genutzt werden kann. Im Besonderen beschäftige ich mich mit den Auswirkungen sogenannter „Non-Pharmaceutical Interventions“, also Maßnahmen wie das Tragen von Masken oder Lockdowns.

Worum geht es in den beiden übrigen Projekten?

Das zweite Projekt beschäftigt sich mit dem Wert von Innovationen im Gesundheitsbereich. Dabei geht es darum anhand des Beispiels Brustkrebs, zu illustrieren, wie sich Therapien in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt haben und welchen Einfluss diese Entwicklungen auf Individuum, Gesellschaft, Wirtschaft und Öffentliche Hand haben. Das letzte Projekt ist ebenfalls eine europaweite Kooperation. Unter dem Titel „SIMCor“ wird untersucht, inwieweit mit in-silico Methoden, primär Computersimulationen und statistische Modelle, Produktentwicklungen von implantierbaren Medizinprodukten verbessert und beschleunigt werden können. Ziele dabei sind auch die Risiken bei klinischen Trials zu reduzieren und Tierversuche zu verringern oder idealerweise ganz darauf verzichten zu können.

Woran hast du vor deiner Anstellung am IHS gearbeitet?

Ich habe an der WU meinen Bachelor und Master im Bereich Wirtschaftswissenschaften gemacht und mich im Laufe des Studiums auf Volkswirtschaft spezialisiert. Ich war nach meinem Studium fünf Jahre am Institut für Altersökonomie auf der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) tätig und habe dort auch mit meinem PhD begonnen, wobei ich mich auf Gesundheitsökonomie konzentriert habe. Danach hatte ich einen fast einjährigen Zwischenstopp im Gesundheitsministerium, wo ich im Covid-Krisenstab vor allem für die Datenaufbereitung und interne Berichterstellung und unter anderem auch für das Impf-Dashboard zuständig war. Meine Dissertation war aber ein Grund dafür, dass ich wieder vom administrativen in den wissenschaftlichen Bereich wechseln wollte, um auch beruflich der aktiven Forschung näher zu sein. Deshalb hat sich die Stelle beim IHS gut ergeben. Seit etwa einem Jahr bin ich jetzt hier.

Worum geht es bei deiner Dissertation?

Ich habe mich in mehreren Projekten damit beschäftigt, wie Technologie – genauer: Informations- und Kommunikationstechnologie in Form von Apps auf einem Tablet – zur Förderung von mehr Bewegung bei älteren Menschen eingesetzt werden kann. Ein Paper dazu ist bereits publiziert, ein zweites im Einreichungsprozess und das dritte etwa zur Hälfte fertig. Im nächsten halben Jahr möchte ich die Dissertation dann abgeschlossen haben.

Wie bist du aufs IHS gekommen und wie war das letzte Jahr für dich?

Ich habe einige Kolleg:innen bereits von Konferenzen und PhD-Kursen gekannt und gewusst, dass das IHS eine renommierte Einrichtung ist um Forschung im Bereich der Gesundheitsökonomie zu betreiben. Auch den interdisziplinären Austausch am Institut finde ich spannend, den habe ich schon während meiner Zeit an der WU geschätzt. Dass nach dem Sommer 2021 relativ bald eine längere Home-Office Phase begonnen hat, hat den Einstieg etwas ungewohnt gemacht, vor allem, weil ich jemand bin, der sich gerne mit Leuten zu verschiedenen Fragestellungen austauscht. Ich bin also froh, dass sich das mittlerweile gelegt hat und man wieder Leute treffen und sich unterhalten kann.

Wohin möchtest du dich thematisch in Zukunft orientieren?

Die Analyse von Daten hat mich immer interessiert, ich habe mich deshalb schon im Studium schnell auf den quantitativen Bereich spezialisiert. Ich glaube, dass da in Österreich im Gesundheitsbereich auch viel möglich wäre, egal ob es um die Erforschung einer übertragbaren Krankheit geht, die zu einer Pandemie führt, oder die Krebsforschung. In der Praxis sind die Daten in Österreich aber oft noch zu verstreut. Hier wäre es wichtig, einen standardisierten Austausch verschiedener Institutionen zu schaffen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Austrian Micro Data Center (AMDC) der Statistik Austria. So etwas Ähnliches speziell für den Gesundheitsbereich zu schaffen oder mehr Gesundheitsdaten in dem AMDC zu integrieren wäre wünschenswert. Durch die Covid-Pandemie hat man gesehen, wie wichtig es ist, dass es standardisierte Prozesse gibt, um schnell benötigte Daten zur Verfügung zu haben.

Danke für das Gespräch!