Spotlight: Kerstin Plank

Kerstin Plank ist Sozioökonomin und Teil der Forschungsgruppe „Energie, Umwelt und nachhaltige Wirtschaftsstrukturen“. Ihre Expertise liegt in der Schnittstelle Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Im Gespräch gibt sie Einblick in ihre Forschung.


Seit wann bist du am IHS?

Ich bin seit Mitte 2018 am Institut. Zuerst als studentische Mitarbeiterin neben meinem Masterstudium der Sozioökonomie und nach meinem Abschluss dann als Forscherin in der Forschungsgruppe „Energie, Umwelt und nachhaltige Wirtschaftsstrukturen“.

Was genau kann man sich unter „Energie, Umwelt und nachhaltige Wirtschaftsstrukturen“ vorstellen?

Wir forschen an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie bzw. Umwelt. Im Moment arbeite ich beispielsweise an einem Projekt, das sich mit dem gesamtwirtschaftlichen Investitionsbedarf zur Erreichung der EU-weiten Klimaziele beschäftigt. Meine Aufgabe dabei ist, soziale Aspekte wie die damit einhergehende Veränderung in der Beschäftigungsqualität für bestimmte Branchen zu beforschen.

Kannst du das näher erklären?

Es geht vor allem darum, wie sich die Dekarbonisierung, also die Reduktion von CO₂ in den einzelnen Wirtschaftssektoren, auf ausgewählte Branchen auswirkt. Die Fragen sind zum Beispiel: Welche neuen Produktionstechnologien kommen zum Einsatz und was bedeutet das für Arbeitgeber:innen und -nehmer:innen? Werden Aus- und Weiterbildungen benötigt, um mit diesen Veränderungen mitzuhalten? Grundlegend ist bei dem Teilbereich des Projekts, den eine Kollegin und ich bearbeiten, in die ausgewählten Branchen “reinzuzoomen”. Richtlinien, die von der EU oder dem Bund vorgegeben werden, können sehr abstrakt sein und wir möchten genauer hinschauen.

War dir schon immer klar, dass du in der Forschung arbeiten möchtest?

Klar war es mir vielleicht nicht, aber ich war definitiv neugierig. Während meines Bachelorstudiums habe ich bereits als Tutorin gearbeitet und hatte deswegen einen Einblick in die Lehre und gleichzeitig auch hinter die Kulissen einer Universität. So wurde mein Interesse an der Forschungsarbeit geweckt.

Was macht Forschungsarbeit für dich aus?

Für mich persönlich ist es das inter- und transdisziplinäre Arbeiten. Also dasselbe Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Damit fordert man nicht nur sich selbst und seine Ansichten heraus, sondern auch die der Forschungsarbeit. Der Unconcious Bias schleicht sich nämlich wortwörtlich unbewusst ein. Konferenzen, Veranstaltungen und Workshops, bei denen es um den Austausch mit anderen Forscher:innen und Stakeholder:innen geht, sind deswegen sehr wichtig.

Wie überträgt sich das auf deine Tätigkeit am IHS?

Am stärksten durch den Austausch mit anderen Wissenschafter:innen. Das können Kolleg:innen aus meiner Forschungsgruppe ebenso wie jene von anderen Organisationen oder Instituten sein, die an Projekten beteiligt oder eben bei Veranstaltungen anwesend sind. Darüber hinaus gibt es am IHS Forschungsplattformen. Hier kommen Wissenschafter:innen aus verschiedenen Forschungsgruppen zusammen, die ähnliche Forschungsinteressen teilen. Ich bin deswegen Teil der Forschungsplattform „Transport und Mobilität“.

Was zeichnet für dich die Forschungsarbeit am IHS darüber hinaus aus?

Sie ist anwendungsorientiert und projektzentriert. Es geht auch darum, was die großen aktuellen Themen im gesellschaftlichen und politischen Diskurs sind bzw. wie es generell im Moment um den gesellschaftlichen Diskurs steht. Davon können wir, basierend auf unserer Forschung, etwa auch Informationen für die Politikberatung ableiten.

Du hast vorhin dein Interesse für „Transport und Mobilität“ angesprochen. Wo siehst du allgemein deine Forschungsschwerpunkte im Moment?

Interessen und Arbeitsschwerpunkte müssen nicht immer exakt dasselbe sein. Deswegen würde ich das gerne aufdröseln. Mein Interesse liegt auf der Energie- und Mobilitätswende. Bei ersterem insbesondere auf der sogenannten Just Transition, anders gesagt der sozialen Verträglichkeit der Energiewende. Bei dem Thema Mobilitätswende steht die Dekarbonisierung im Vordergrund. Also wie im Verkehrssektor bzw. bei der Mobilität im Allgemeinen der CO₂ -Ausstoß reduziert oder komplett vermieden werden kann. Zwei Projekte, an denen ich aktuell mitarbeite, sind das vorhin angesprochene Projekt zum gesamtwirtschaftlichen Investitionsbedarf in Österreich zur Erreichung der Klimaziele und das EU-Projekt SUNRISE, bei dem es um die Resilienz kritischer Infrastrukturen geht.

Wie unterscheidet sich die Mitarbeit an einem EU-Projekt von anderen?

Vorrangig ist es natürlich die Größe und die Laufzeit. Das SUNRISE-Projekt läuft über drei Jahre. Kleinere Projekte können schon in wenigen Monaten beendet werden. Einer der wichtigsten Unterschiede in der Forschungsarbeit ist wahrscheinlich, dass man bei mehrjährigen Projekten die Möglichkeit hat, neue Kompetenzen aufzubauen. In dem konkreten Fall beschäftigen wir uns mit der agentenbasierten Modellierung. Damit erweitern wir das Methoden-Repertoire am IHS. Kurze Projekte hingegen liefern schnelle Ergebnisse. Die Mischung macht es also aus.

Welche Mischung an Projekten wünscht du dir für deine zukünftige Arbeit?

Die perfekte (lacht). Ideal ist eine Balance von großen und kleinen Projekten, das muss nicht 50:50 sein, sondern kommt immer sehr auf die einzelnen Projekte an. Deswegen bin ich gespannt, was die Zukunft bringt.