Der Mangel an ökonomischer Bildung führt zu schlechten Entscheidungen

Autor: Klaus Neusser

Oft wird in Österreich die mangelnde ökonomische Bildung breiter Kreise der Bevölkerung beklagt. Doch nach einem Jahr als Direktor des IHS bin ich, so wie der erst kürzlich verstorbene Ökonomienobelpreisträger Robert E. Lucas, zu dem Schluss gekommen, dass dies vor allem ein Problem der Bildungseliten ist.

Das heißt nicht, dass man die wirtschaftswissenschaftliche Bildung für den Rest der Bevölkerung vernachlässigen kann. Es ist jedoch so, dass Bildungseliten letztlich für weitreichende Entscheidungen verantwortlich sind, die einen Großteil der Österreicher:innen betreffen. Ihr Mangel an ökonomischem Wissen kann also im schlimmsten Fall zu schlechten Entscheidungen für viele führen.

Die Schwierigkeit ist: Es fehlt vieler Orts das Verständnis darüber, was überhaupt ein Markt ist, dass Preise auf Märkte durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage gebildet werden, dass es Opportunitätskosten gibt und dass Ressourcen knapp sind. Die konsequente Anwendung dieser Grundsätze ökonomischen Denkens hat vorerst nichts mit der ideologischen bzw. politischen Einstellung zu tun, obwohl dies in der öffentlichen Debatte immer wieder suggeriert wird.

Die laufende Diskussion um die Bekämpfung der Inflation liefert ein gutes Anschauungsbeispiel. So bestimmen die den Preiselastizitäten von Angebot und Nachfrage die Verteilung der Steuerlast zwischen Konsumenten und Produzenten, die durch die Einführung einer Mehrwertsteuer verursacht wird. Ist die Nachfrage wenig Preiselastisch, so tragen die Konsumenten die Hauptlast der Steuer, ist sie hingegen sehr elastisch, so trägt eher der Anbieter die Last. Das hat zur Konsequenz, dass die Aufhebung der Mehrwertsteuer für ein Produkt nicht dazu führt, dass der Preis dieses Produktes um den Betrag der Mehrwertsteuer sinkt! Es kann sogar zu Preiserhöhungen kommen, wenn die Produktionskapazitäten beschränkt sind.

So sank zwar der Dieselpreis an deutschen Tankstellen unmittelbar nach Inkrafttreten der Steuerreduktion, doch bereits nach zwei Wochen war er bereits höher als vor der Maßnahme und nach drei Monaten sogar um ein Drittel höher – bei Berücksichtigung der Bewegung des Rohölpreises. Zur Preiserhöhung hat auch die Möglichkeit der Hortung beigetragen, wie man anhand des Preisvergleichs zwischen Bundesländern mit Verbot von Treibstofflagerung und solchen ohne einer solche Regelung sehen kann. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie wirtschaftswissenschaftliche Grundkenntnisse zu nachhaltigen und guten Entscheidungen führen können.

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