Zahl des Monats: 16
Eine neue IHS-Studie zeigt: Nur rund 16 % der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland, sogenannte „Expert Workers“, verzeichnen bislang messbare Einkommensgewinne. Sie arbeiten in komplexen, wissensintensiven Tätigkeitsfeldern, in denen KI Arbeitsprozesse ergänzt statt ersetzt.
Für die Studie wurden knapp acht Millionen Stellenanzeigen aus dem Zeitraum 2017 bis 2023 ausgewertet und mit administrativen Daten verknüpft, um die Nachfrage nach KI-Kompetenzen zu messen. Die Analyse erfasst damit die Zeit vor dem Durchbruch generativer KI-Anwendungen wie ChatGPT, also eine frühe Phase, in der vor allem spezialisierte Fachkenntnisse gefragt waren. Das Ergebnis: Verdoppelt sich der Anteil KI-bezogener Stellenausschreibungen, steigt das Jahreseinkommen dieser „Expert Workers“ im Durchschnitt um rund 400 Euro. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass die größten Zugewinne nicht in klassischen IT-Berufen auftreten, sondern in interaktiven Tätigkeiten wie Vertrieb oder Beratung. Während frühere Technologiewellen vor allem analytische Berufe begünstigt haben, scheint KI nun stärker dort zu wirken, wo Fachwissen mit sozialer Kompetenz kombiniert wird.
Doch der Erfolg hat Grenzen: Für Beschäftigte in einfachen oder mittleren Tätigkeiten zeigen sich kaum positive Veränderungen, teils sogar leichte Einbußen. Und im unteren Einkommensbereich finden sich Hinweise auf wachsende Lohnunterschiede – ein Warnsignal, das auf die Gefahr künftiger Ungleichheiten hinweist. Insgesamt bleibt der gesamtwirtschaftliche Einfluss von KI bislang gering, doch das Muster ist eindeutig: Je höher die Expertise, desto größer die Zugewinne.
Eduard Storm
IHS Researcher
Leiter Junior Research Group Kompetenzbedarf im Transformativen Wandel
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