Wort des Monats: Zölle

Bereits seit Februar wurden ständig neue Zölle auf die Einfuhren aus einzelnen Ländern oder von bestimmten Waren wie Stahl, Aluminium und Kfz erlassen, dann aber oft auch wieder ausgesetzt. Seit April fordern die USA von praktisch allen Handelspartnern einen Zusatzzoll von mindestens 10 %. In der neuesten Wendung stellt sie der EU ab 1. August Zölle von 30 % in Aussicht.
Nach Daten des US-Steuerforschungsinstituts Tax Foundation ist der effektive US-Importzollsatz inzwischen so hoch wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Zölle erhöhen in den USA die Preise, belasten die Ausfuhren der Handelspartner und führen zu Handelsumlenkungen. Reaktionen der Geldpolitik sind ebenfalls wahrscheinlich.
Modellsimulationen des IHS kommen zu dem Ergebnis, dass die bisher verhängten US-Zölle die Wirtschaftsleistung Österreichs heuer um 0,2 % und im kommenden Jahr um 0,1 % verringern könnten. Besonders deutliche Rückgänge sind in der Automobilindustrie und im Metallsektor zu verzeichnen. Für die USA sind stärkere BIP-Verluste von 0,5 % im Jahr 2025 und 0,7 % im Jahr 2026 zu erwarten.
Neben den unmittelbaren Effekten der Zölle auf den Handel hat die erratische US-Handelspolitik einen massiven Anstieg wirtschaftspolitischer Unsicherheit verursacht. Unsicherheit lässt Unternehmen die Investitions- und Standortentscheidungen überdenken und private Haushalte die Anschaffungen langlebiger Konsumgüter aufschieben. Auch eine zurückhaltendere Kreditvergabe der Banken könnte folgen. Die aktuellen Entwicklungen zeigen deutlich: Der Einsatz von Zöllen als politisches Druckmittel schadet nicht nur den direkt betroffenen Branchen, sondern gefährdet die Stabilität der gesamten Weltwirtschaft.
Klaus Weyerstraß
IHS Senior Researcher
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