Die Studie „Watch Out for Drop-Out!“ zeigt, dass eine beträchtliche Anzahl von Frauen mit MINT-Qualifikationen in Österreich nicht im MINT-Bereich arbeitet. Die vom Institut für Höhere Studien (IHS) und L&R Sozialforschung durchgeführte Untersuchung umfasste eine Mischung aus quantitativer Datenanalyse, einer Online-Umfrage unter 741 Frauen und qualitativen Workshops mit 19 Frauen.
Wichtige Erkenntnisse zu Drop-outs im MINT-Bereich
Die Studie hebt hervor, dass Frauen zwar im Allgemeinen seltener einen Bildungsweg abbrechen, der MINT-Bereich jedoch eine Ausnahme bildet, weil Frauen an MINT-Schulen ähnliche oder sogar höhere Abbruchquoten aufweisen als Männer. Eine wichtige Erkenntnis ist die „leaky MINT-Pipeline“, die einen kontinuierlichen Rückgang der Zahl der Frauen in jeder nachfolgenden Stufe des MINT-Bildungswegs zeigt. So beginnen beispielsweise nur 14 % der Absolventinnen einer MINT-BHS ein MINT-Studium, verglichen mit 33 % der Absolventen.
Die Studie zeigt darüber hinaus, dass nur etwa ein Drittel (31 %) der Frauen mit formalem MINT-Abschluss auch in einem entsprechenden Beruf beschäftigt sind. Das steht in starkem Kontrast zu den Männern, von denen mehr als die Hälfte (57 %) mit MINT-Abschluss in einem solchen Beruf tätig sind. Nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Bildung und Arbeitszeiten kommt die Studie zum Schluss, dass Frauen ein doppelt so hohes Berufsausstiegsrisiko haben als Männer.
Gründe für den Ausstieg aus MINT-Berufen
Die Online-Umfrage und die Workshops ergaben, dass individuelle Gründe wie mangelndes Selbstvertrauen oder Interesse nicht die Hauptgründe für den Ausstieg von Frauen aus dem MINT-Bereich sind. Stattdessen zählen schlechte Arbeitsbedingungen und der Wunsch nach weiterer beruflicher Entwicklung zu den wesentlichen Abbruchgründen. Frauen, die MINT-Berufe verlassen haben, bewerteten ihre Arbeitsbedingungen deutlich kritischer als jene, die geblieben sind. Viele hatten das Gefühl, „anders behandelt“ zu werden. Eine Workshop-Teilnehmerin bemerkte: „Als Frau, insbesondere als Berufsanfängerin, ist es nicht einfach, sich durchzusetzen – vor allem, wenn das Umfeld männlich geprägt ist.“
Empfehlungen für Verbesserungen
Mögliche Lösungsvorschläge sieht die Studie auf folgenden drei Ebenen:
• Unternehmensebene: Unternehmen sollten faire, sichere und diskriminierungsfreie Arbeitsumgebungen mit klaren Karrierewegen, gerechter Bezahlung und einer Kultur des Respekts schaffen. Betriebsrat und Arbeitnehmervertretung werden dabei als wichtige Akteure identifiziert.
• Bildungsebene: Bildungseinrichtungen müssen die Gleichstellung der Geschlechter fördern, inklusive Einführungskurse gewährleisten und weibliche Vorbilder hervorheben, um sie für Studierende sichtbarer zu machen.
• Gesellschaftsebene: Die Gesellschaft muss traditionelle Geschlechterrollen und Stereotypen hinterfragen. Die Studie empfiehlt außerdem, die Möglichkeiten für Frauen zum Wiedereinstieg in den MINT-Bereich zu stärken.
Die Studie „Watch Out for Drop-Out!“ wurde vom Österreichischen Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen in Auftrag gegeben und gemeinsam von IHS und L&R Sozialforschung durchgeführt.