Das Institut für Höhere Studien (IHS) feiert am 31. Jänner 2023 seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass finden von Januar 2023 bis Januar 2024 Veranstaltungen und Projekte statt, die sich mit einer Rückschau auf die Geschichte des Instituts, aber insbesondere mit dessen aktueller Bedeutung für die Gesellschaft sowie mit der Zukunft der Forschungsarbeit am IHS auseinandersetzen.

Diese Seite wird laufend aktualisiert und bietet einen Überblick über geplante Aktivitäten und Inhalte rund um das Jubiläumsjahr.


Aus dem Jubiläumsblog

"Ein bedeutendes Institut"

Seit 2015 ist Franz Fischler Präsident des Instituts für Höhere Studien (IHS). Im Interview lässt er die vergangenen Jahre Revue passieren und spricht über die Bedeutung des Instituts für die Gesellschaft.


60 Jahre Forschung, die zählt

Das Institut für Höhere Studien feiert heuer sein 60-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass erscheinen dieses Jahr immer mehrere Blog-posts, die sich mit verschiedenen Aspekten der Institutsgeschichte auseinandersetzen. Im ersten Beitrag fassen Andreas Huber und Thomas König die verschiedenen Perioden des Instituts zusammen, basierend auf bestehender Literatur und ihrer historischen Forschung.

Grußbotschaft Alexander Van der Bellen

Rückblick: IHS Geburtstagsfest

Am 31. Jänner feierte das Institut für Höhere Studien seinen 60. Geburtstag.


IHS-Events im Jubiläumsjahr

Vortrag Udo Kelle: „Administrative research“ zwischen Evidenzbasierung und politischer Zielorientierung

Versuch einer Bestandsaufnahme 90 Jahre nach den Studien von Käthe Leichter und Paul Lazarsfeld

 

Die Tradition empirischer Sozialforschung, die mit dem Anspruch auftritt, Evidenz zur Beantwortung aktueller (sozial)politischer Fragestellungen zu liefern, lässt sich bis in das „Rote Wien“ der Zwischenkriegszeit zurückverfolgen. Käthe Leichters Studien zur Lebenssituation von Arbeiterfrauen oder die berühmte Marienthalstudie repräsentieren paradigmatische Vorläufer des von Paul Lazarsfeld in seinem US-amerikanischen Exil später so genannten „administrative research“, einer politiknahen Sozialforschung, wie sie heute in großen Maßstäben an eigens darauf spezialisierten Instituten unter verschiedenen Etiketten, etwa denen der sozialwissenschaftlichen Auftrags- , Begleit- oder Evaluationsforschung, stattfindet. Diese kämpft aber auch seit ihren Anfängen mit methodologischen, politischen und ethischen Grundlagenproblemen, etwa Fragen nach ihren normativen Grundlagen betreffend. Protagonist:innen der Frühzeit, wie Leichter und Lazarsfeld, räumten offen ein, dass Sie wesentliche Forschungsimpulse aus ihrer politischen Arbeit auf dem linken Flügel von Arbeiterbewegung und SDAP empfangen hatten, sahen darin jedoch keinen Widerspruch zu ihrem Anspruch auf eine streng objektive Empirie, wie sie dem positivistischen Wissenschaftsideal des Wiener Kreises entsprach.

Jedoch ist das Verhältnis zwischen wissenschaftlich ermittelten „Fakten“ einerseits und politischen Zielen seit dem „Werturteilsstreit“ immer wieder problematisiert worden, zuletzt in Debatten um die methodologische Bedeutung von realistischen vs. konstruktivistischen Positionen oder in der Auseinandersetzung mit populistischen Strategien der Desinformation. Diese Kontroversen sind keine Glasperlenspiele, sondern für die Forschungspraxis unmittelbar relevant. Hier sehen sich Forschende oft von mehreren Seiten gleichzeitig bedrängt: auftraggebende Institutionen üben Druck aus, wenn empirische Befunde ungelegen kommen und rekurrieren dabei nicht selten auf methodologische Argumente, die Öffentlichkeit begegnet fremdfinanzierten wissenschaftlichen Studien oft mit großem Misstrauen, und in breit rezipierten akademischen Debatten wird die Möglichkeit einer evidenzbasierten Forschung grundsätzlich in Frage gestellt.

Dieser Vortrag soll die Pfadabhängigkeiten in diesen Entwicklungen und Kontroversen aufzeigen und wichtige Grundlinien der Diskussion nachzeichnen, entscheidende Argumente bündeln und Missverständnisse thematisieren, um die Frage zu behandeln, wo wir in der Debatte gegenwärtig stehen und welche Konsequenzen dies für die aktuelle (administrative und politiknahe) Sozialforschung hat.

 

Ablauf

Begrüßung


Vortrag Udo Kelle


Kommentar von Claudia Sorger & Nadja Bergmann (L&R Sozialforschung)


Kommentar von Gerlinde Hauer (AK Frauenabteilung)


Diskussion


Get-Together mit Snacks und Drinks
 

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Udo Kelle ist Professor für Methoden der empirischen Sozialforschung und Statistik an der Universität Hamburg