Arbeitsmarkt: Fit für die Energiewende?

Die Umstellung des österreichischen Energiesystems von fossilen auf erneuerbare Energieträger stellt das Kernelement der Energiewende dar. Die dafür benötigten Arbeitskräfte stellen schon jetzt einen Engpass dar, Tendenz steigend. Der Fachkräftemangel zählt demnach zu den größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende. Dies war das Thema der von der Forschungsgruppe Energie, Umwelt und nachhaltige Wirtschaftsstrukturen organisierten Veranstaltung Arbeitsmarkt: Fit für die Energiewende? am 30. November 2023.

In seinem Key-Note-Vortrag stellte Prof. Bernd Fitzenberger, PhD, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie Professor für Quantitative Arbeitsmarktökonomik, insbesondere die Fachkräftesituation in Deutschland dar. Die Beschäftigung in Deutschland befindet sich auf einem historischen Höchststand, eine weitere Beschäftigungszunahme wird aber immer mehr durch Arbeitsangebotsengpässe gebremst. Dies betrifft nicht zuletzt die Energiewende. So ist im zurückliegenden Jahrzehnt die Fachkräftelücke in den für die Solar- und Windenergie relevanten Berufen immer größer geworden. Vor allem Qualifikationen im Bereich der Lehrausbildung, aber auch Spezialist:innen und Expert:innen mit Hochschulbildung werden immer mehr zur Mangelware.

Bereits in den letzten Jahren wurden in immer mehr Berufen umweltfreundliche Kompetenzanforderungen (Green Skills) und weniger umweltschädliche Kompetenzanforderungen (Brown Skills) benötigt. Eine Option zur Milderung des Arbeitskräftemangels stellt die Zuwanderung dar. Hier werden allerdings von ausländischen Fachkräften die Rahmenbedingungen in Österreich als wenig attraktiv wahrgenommen. Kompatibilitätsprobleme mit Ausbildungsabschlüssen gilt es zu lösen. Das Fazit aus dem Vortrag lautet, dass zum Heben von Fachkräftepotenzialen die Erwerbsbeteiligung und die durchschnittliche Arbeitszeit gesteigert sowie Aus- und Weiterbildung und Zuwanderung genutzt werden müssen. Lohnerhöhungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen wird es geben, sind aber kein Allheilmittel. Auch Automatisierungspotenziale müssen genutzt sowie die Produktivität gesteigert werden.

In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Alexander Rauner (WKÖ), Sandra Kern (AMS NÖ) und Wolfgang Pachatz (BMBWF) mit Holger Bonin (IHS) und Christian Kimmich (IHS) über den Fachkräftemangel im Kontext der Energiewende mit Fokus auf die Situation in Österreich. Nach einer Analyse des Satus quo wurden vor allem die Ursachen dieses Mangels aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Ein gemeinsamer Nenner war die Erkenntnis, dass sich bereits eine Vielzahl an Maßnahmen zur Linderung des Fachkräftemangels in Planung oder Umsetzung befindet, komplexe Veränderungsprozesse aber auch Zeit benötigen, die den vorgesehenen Zeitrahmen der Energiewende zum Teil übersteigen. Zudem wurde der Frage nachgegangen, wo noch die größten Potenziale zu finden seien und wie diese besser genutzt werden könnten. Die Diskussion wurde um angeregte Fragen aus dem Publikum ergänzt.


Die Präsentationsfolien zu der Keynote von Prof. Fitzenbergerer, PhD finden sie hier.