Welt-Alzheimer-Tag am 21.9.: Demenz in Österreich fordert die gesamte Gesellschaft

  • Demenz verursacht jährlich medizinische Kosten von rund 1,39 Mrd. Euro sowie formelle Pflegekosten von rund 1,26 Mrd.

  • Schätzungsweise zumindest 147.000 Menschen in Österreich von Demenz betroffen

  • Herausforderungen nehmen durch die Alterung der Gesellschaft und die mangelhafte Datenlage zu


(Wien, 20.09.2021) Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit dem Alter. Parallel dazu steigt die Lebenserwartung in unserer Gesellschaft. Diese Kombination führt zu einem besorgniserregenden Anstieg der Demenzerkrankungen: Aktuell sind schätzungsweise zumindest 147.000 Menschen in Österreich von Demenz betroffen, wobei von einer gewissen Dunkelziffer ausgegangen werden kann.

Beeinträchtigt wird sowohl die Lebensqualität der Erkrankten als auch jene der Angehörigen. Zudem bedeuten die hohen Zahlen Herausforderungen für den Gesundheits- und Pflegebereich sowie die gesamte Gesellschaft. Das zeigt eine Studie des IHS mit finanzieller Unterstützung der Firma Biogen Austria, die die Kosten der Krankheit abschätzt und zudem die Problematik der mangelhaften Datenlage in Österreich aufzeigt.

Studienautor und Leiter des Bereichs Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik am IHS, Dr. Thomas Czypionka, beschreibt die Ausgangssituation: „Die Auswirkungen von Demenz in Österreich werden derzeit nicht systematisch erfasst. Daher ist die Datenlage trotz der Relevanz des Themas mangelhaft, vor allem in Bezug auf die gesamtgesellschaftlichen Kosten. Unsere aktuelle Studie bildet erstmals möglichst umfassend die Kosten der Demenz ab, die in unterschiedlichen Bereichen anfallen.“  Grob können dabei drei Positionen unterschieden werden: Direkte medizinische sowie nicht-medizinische Kosten, etwa für Diagnostik und Behandlung oder Medikamente bzw. Pflege und Betreuung. Indirekte Kosten, etwa durch verringerte Beschäftigung von informell Pflegenden, und intangible Kosten, etwa durch die psychische und physische Belastung von Betroffenen und Pflegenden.

Die Größenordnung des Problems verdeutlicht der Blick auf die Gesamtkosten der Erkrankung: „Jährlich verursacht Demenz mehr als 2,6 Mrd. Euro an Kosten für medizinische Versorgung bzw. formelle Pflege und Betreuung. Dazu kommt noch der sehr bedeutende Faktor der informellen Pflege, den wir in der Studie ebenfalls beleuchten“, erläutert Studienautorin Mag.a Miriam Reiss. Gerade im Pflegebereich ist Demenz eine enorme Herausforderung: Beispielsweise muss bei 85 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen davon ausgegangen werden, dass eine demenzielle Beeinträchtigung vorliegt. Gerade im Pflegebereich sind die Datenlücken aber am gravierendsten.

Um die Herausforderungen zu adressieren und Lösungen zu schaffen, ist eine Verbesserung der Datenlage erforderlich, betont Czypionka: „Durch die schlechte Datenlage wird die Planung erschwert und die Zahl der Betroffenen unterschätzt. Auch zum Ausmaß der sozialen Dimension durch die Beeinträchtigung der Betroffenen und Angehörigen sowie zu Präventionsstrategien ist dadurch zu wenig bekannt.“


Rückfragen:
Dr. Thomas Czypionka
+43 1 59991 127
czypionka(at)ihs.ac.at