Das Institut für Höhere Studien – eine 60-jährige Geschichte

Das Institut für Höhere Studien in Wien wurde auf Initiative von zwei prominenten Sozialwissenschaftlern gegründet. Paul F. Lazarsfeld und Oskar Morgenstern waren in den 1930er Jahren aus dem politisch instabilen Österreich in die USA emigriert und hatten dort akademische Karriere gemacht. In den späten 1950er Jahren überzeugten sie die Ford Foundation und die österreichische Bundesregierung, das Institut außerhalb der etablierten Universitäten zu gründen.

Das Institut für Höhere Studien und wissenschaftliche Forschung (IHS) wurde Ende Januar 1963 offiziell gegründet. Die Geschichte des Instituts war bewegt (siehe Jubiläums-Blogpost), aber zwei Themen blieben konstant: Es wurde zum Ort der empirischen Sozial- und Wirtschaftsforschung in Österreich. Und es hat bis heute Generationen von Ökonominnen und Ökonomen, Soziologinnen und Soziologen sowie Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler mit neuesten methodologischen Kenntnissen und theoretischen Innovationen vertraut gemacht.

Im Sommer 2015 zog das IHS von seinem alten Standort um: Das Institut ist jetzt im Palais Strozzi im achten Wiener Gemeindebezirk untergebracht. Mittlerweile forschen rund hundert Wissenschafterinnen und Wissenschafter, organisiert in interdisziplinären Forschungsgruppen, zu Themen wie öffentliche Finanzen, Gesundheitspolitik, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik, Technologie und Wissenschaft, sowie Bildung und Hochschulen.

Publikationen zur Geschichte des Instituts

Mehrere Veröffentlichungen haben die Geschichte des IHS beleuchtet. Das Folgende ist eine kurze und unvollständige Zusammenstellung.

Bernhard Felderer (Hg.): Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zwischen Theorie und Praxis. 30 Jahre Institut für Höhere Studien in Wien, Heidelberg 1993

Christian Fleck: Wie Neues nicht entstanden ist. Die Gründung des Instituts für Höhere Studien in Wien durch Ex-Österreicher und die Ford Foundation. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 11/1, 2000, 129-178 online

Christian Fleck: Warum Wien nicht zum mitteleuropäischen (Ausbildungs-)Zentrum der empirischen Sozialwissenschaften wurde. Wolfgang L. Reiter et al. (Hg.): Wissenschaft, Technologie und industrielle Entwicklung in Zentraleuropa im Kalten Krieg, Wien 2017, 155-208

Christian Fleck: Geschichte des Instituts für Höhere Studien in Wien. Stephan Moebius, Andrea Ploder (Hg.): Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie, Bd.1, Wiesbaden 2018, 997-1007 DOI

Helmut Kramer: Wie Neues doch entstanden ist. Zur Gründung und zu den ersten Jahren des Instituts für Höhere Studien in Wien. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften13/3, 2002, 110-132

Thomas König: Vom Naturrecht zum Behavioralismus und darüber hinaus. Konzeptionelle Grundlagen der Disziplin Politikwissenschaft in Österreich. Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 41/4, 2012, 419-438 online

Direktoren

Slavtscho Sagoroff (1962–1965)

Oskar Morgenstern (1965–1966)

Walter Toman (1966)

Ernst Florian Winter (1967–1968)

Gerhard Bruckmann (1968–1973)

Gerhard Schwödiauer (1973–1979)

Anatol Rapoport (1980–1983)

Hans Seidel (1984–1991)

Bernhard Felderer (1991–2012)

Christian Keuschnigg (2012–2014)

Sigurd Höllinger (2015–2016)

Thomas Czypionka (a.i.) (2016)

Martin Kocher (2016–2021)

Klaus Neusser (a.i.) (2022–2023)

Holger Bonin (2023–aktuell)