Die Umwelt schonen ist unser aller Verantwortung

Wenn es darum geht, die Umwelt zu schonen, ist nicht nur die Industrie gefragt. Tatsächlich sind individuelle Verhaltensweisen für 32 – 41% der gesamten Kohlenstoffdioxidemissionen verantwortlich (Barkenbus, 2009). Das heißt: durch eine systematische Verhaltensänderung beim Menschen selbst  könnte die Umwelt effektiv geschont werden.


 

Wo man da ansetzen kann? Zum Beispiel beim persönlichen Transportverhalten, hier verursachen Autos rund 90% der Emissionen (Barkenbus, 2009). Natürlich wäre es am besten, die eigene Fortbewegung grundsätzlich zu überdenken. Mit Bahnfahren, öffentlichen Verkehrsmitteln, Rad und Zufußgehen gibt es zahlreiche umweltfreundliche Alternativen. Wenn und weil Autos jedoch weiterhin bestehen, ist es unabdingbar, sich mit eco-driving als „vorübergehende Notlösung“ zu beschäftigen.

Warum es auf den Fahrstil ankommt

Der Straßenverkehr führt bekanntermaßen zu CO2- und Schadstoff-Emissionen und verbraucht große Mengen an fossilen Energieträgern. Eine relativ günstige und effektive Methode, diese negativen Folgen zumindest zu begrenzen ist das sogenannte eco-driving. Darunter fällt grob gesagt jegliches Verhalten, welches das Autofahren umweltschonender macht. Es umfasst strategische Überlegungen wie den Kauf eines „grünen“ Autos, taktische Entscheidungen vor Fahrtantritt wie beispielsweise Routenplanung und Fracht, bis hin zur operativen Praxis, also dem Fahrstil (vgl. Huang, Ng, Zhou, Suraawski, Chan & Hong, 2018). Der Autokauf hat den stärksten Effekt (Huang et al., 2018) und ist auch stark von der Angebotsseite getrieben. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf den Fahrstil. Warum? Weil er jeden Tag aufs Neue relevant ist und nicht einmalig, darüber hinaus ist er die alleinige Verantwortung des Fahrenden. Und weil er aus jedem Auto, egal ob „grün“ oder nicht, ein umweltfreundlicheres Fortbewegungsmittel machen kann.

Energieeffizientes Fahren lohnt sich vielfach

Wer auf das Auto nicht verzichten möchte, sollte zumindest auf eine energieeffiziente Fahrweise achten. Erstens lohnt sich das auf individueller Ebenemonetär und gesundheitlich. Beim energieeffizienten Fahren wird nämlich die Hardware geschont, was zu einer längeren Lebenszeit des Autos beiträgt. Reparaturen fallen seltener und später an. Daneben wird weniger Sprit benötigt, sodass auch hier eine Kostenersparnis verzeichnet werden kann.  Wer zuvor einen aggressiven Fahrstil pflegte, senkt seinen Kraftstoffverbrauch um bis zu 20%, bei moderaterer Fahrweise sind es 5 – 10% (Gonder, Earlywine & Sparks, 2012). Die persönliche Sicherheit auf den Straßen wächst, denn mit eco-driving sinkt die Zahl der Unfälle und verkehrsbedingten Todesfälle (Barkenbus, 2009). Zweitens lohnt sich eco-driving für die Gesellschaft. Ein ökologischer Nutzen geht nämlich mit dem reduzierten Spritverbrauch einher. Rund 80% der Treibhausgasemissionen eines Autos hängen direkt mit dem Spritverbrauch zusammen (Umweltbundesamt, 2016), sodass eco-driving wenig überraschend zu niedrigeren CO2- und NOx-Emissionen führt (Saint Pierre et al., 2016). Weniger Verkehrstote sind selbsterklärend ein unermesslicher gesellschaftlicher Vorteil. Umweltbewusstes Fahren ist, wenn auf Autofahren nicht verzichtet wird, also eine vielversprechende Maßnahme.

eco-driving kann trainiert werden

Gemäß den EU-Regulationen soll eco-driving schon in der Fahrschule thematisiert werden. Doch auch wer bereits einen Führerschein besitzt, kann durch Fahrtechnik-Kurse seine Fähigkeiten am Steuer verbessern. Auch wenn solche Trainings unmittelbar zu einer Reduktion bei Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß führen (Huang et al., 2018) führt die Freiwilligkeit dazu, dass nur wenige diese Möglichkeit wahrnehmen (Gonder, Earleywine & Sparks, 2012). In der Literatur wird außerdem hinterfragt, wie lange die positiven Effekte solcher Trainings anhalten. Es braucht also alternative Maßnahmen, die das tägliche Verhalten beeinflussen und somit neue Gewohnheiten etablieren können. Im Folgenden zeigen wir einige best practices aus verhaltensökonomischer Perspektive auf.

Best Practice 1: Defaults setzen

Sogenannte Defaults sind Standardeinstellungen und Menschen tendieren dazu, diese einfach zu übernehmen. Das ist bequem und einfach. Ein Beispiel: wenn ein eco-driving Gerät vorinstalliert ist, sind Autofahrende ungefähr doppelt so bereit, es zu verwenden, als wenn sie extra ein Gerät kaufen müssten (Boriboonsomsin, Vu & Barth, 2010).

Best Practice 2: Feedback geben

Feedback ist maßgeblich, um Verhalten zu steuern (Sunstein, 2014). Ein Gesamt-Feedback am Ende ist wichtig und beeinflusst das generelle Transportverhalten (Boriboonsomsin et al., 2010). Echtzeit-Rückmeldungen während der Fahrt ändern das Fahrverhalten. Barkenbus (2010) schreibt: „ein starkes eco-driving Programm ohne Feedback mag zu 5% höherer Kraftstoffeffizienz führen, aber mit Feedback könnte diese Steigerung verdoppelt werden“. Die erfolgreiche Ausgestaltung von Feedback stützt sich auf die Verhaltensökonomie. Menschen haben begrenzte kognitive Aufnahmefähigkeiten, vor allem während dem Autofahren. Visuelles Feedback ist intuitiv und FahrerInnen sind dadurch nicht abgelenkt, zumindest wird ihre „visuelle Restkapazität“ nicht überschritten (Saint Pierre et al., 2016).

Best Practice 3: Symbolische Darstellung

Der Treibstoffverbrauch als einzige Angabe greift nicht weit genug. Da viele einzelne Angaben schwierig zu interpretieren sind, ist ein globaler, intuitiver Indikator vielversprechender. Beispielsweise wie ein Baum, der nur mit umweltbewusstem Fahrstil wächst und gedeiht (Dahlinger, Tiefenbeck, Ryder, Gahr, Fleisch & Wortmann, 2018). In der Studie von Dahlinger et al. (2018) hat sich dieses symbolische Feedback eindeutig durchgesetzt und zu 2-3% Reduktion im Kraftstoffverbrauch geführt. Ob das nur an der Visualisierung liegt? Bei Dahlinger et al. (2018) lassen sich die Effekte von Symbolik und Informationsanzeige nicht trennen. Ein Grundstock spezifischer Angaben ist zwar nötig, um den Zusammenhang zwischen eigenem Fahrverhalten und Baumwachstum zu verdeutlichen.  Was dabei am besten hilft, wird noch erforscht.

Best Practice 4: Maßgeschneiderte Anzeigegestaltung

Geld sparen ist für viele AutofahrerInnen das primäre Argument für eco-driving (vgl. Boriboonsomsin et al., 2010; Tulusan, Steggers, Staake & Fleisch, 2012). Weitere Motive sind beispielsweise weniger oder sichereres Fahren, CO2 reduzieren und Benzin sparen (Kurani, Stillwater, Jones & Caperello, 2013). Kurani et al. (2013) testeten in Ihrer Studie verschiedene Versionen von Feedback-Displays. Dabei fanden sie heraus, dass das Anpassen der Anzeige an das Motiv der FahrerInnen den Einfluss auf den Treibstoffverbrauch mehr als verdreifachen könnte. Mit derselben Anzeige sparen FahrerInnen, welche Sprit sparen beispielsweise als Motiv haben, 22% an Treibstoff während es für Leute mit Sicherheitsambitionen sogar zu 9% schlechterer Performance führte (Kurani et al., 2013). Eine Personalisierung macht das Feedback also relevanter und effektiver.

Die Zukunft des eco-driving

Über die beschriebenen best practices hinaus können weitere verhaltensökonomische Erkenntnisse beim eco-driving relevant sein und eingesetzt werden: Gamification, Framing, Priming und soziale Normen nur um einige zu nennen. Während Bahnfahren, Car Sharing, öffentliche Verkehrsmittel, Rad und zu Fuß gehen die energieeffizienteren Fortbewegungsmethoden sind, ist es angesichts der nur langsam voranschreitenden Mobilitätsrevolution sinnvoll, sich mit eco-driving zu beschäftigen. Denn die potenziellen Einsparungen sind groß und notwendig, um die Umweltschädlichkeit des Autofahrens zu reduzieren. Eco-driving klingt kompliziert und gefährdet somit die Konzentration und Fahrsicherheit? Stimmt nicht: Saint Pierre et al. (2016) finden keine Beweise, dass die subjektive Auslastung von AutofahrerInnen durch eco-driving Systeme erhöht wird.


Ausgewählte Literatur

Barkenbus, J. N. (2010). Eco-driving: An overlooked climate change initiative. Energy Policy, 38(2), 762-769.

Boriboonsomsin, K., Vu, A., & Barth, M. (2010). Eco-driving: pilot evaluation of driving behavior changes among US drivers. UC Berkeley Faculty Research.

Dahlinger, A., Tiefenbeck, V., Ryder, B., Gahr, B., Fleisch, E., & Wortmann, F. (2018). The impact of numerical vs. symbolic eco-driving feedback on fuel consumption–A randomized control field trial. Transportation Research Part D: Transport and Environment, 65, 375-386.

Gonder, J., Earleywine, M., & Sparks, W. (2012). Analyzing vehicle fuel saving opportunities through intelligent driver feedback. SAE International Journal of Passenger Cars-Electronic and Electrical Systems, 5(2012-01-0494), 450-461.

Kurani, K. S., Stillwater, T., Jones, M., & Caperello, N. (2013). Eco-drive I-80: A large sample fuel economy feedback field test final report. Institute of Transportation Studies Report ITS-RR-13-15, University of California, Davis.

Saint Pierre, G., Brouwer, R., Hogema, J., Kuiper, O., Seewald, P., Mejuto, P., … & Orfila, O. (2016). D43. 1: Eco- Driving in the real-world: Behavioural, environmental and safety Impacts. ecoDriver project of the European Commission. Abgerufen auf https://www.transportportal.se/energieffektivitet/etapp2/D43.1-Eco-driving-in-the-real-world resubmitted-August-2016.pdf

Sunstein, C. R. (2014). Nudging: a very short guide. Journal of Consumer Policy, 37(4), 583-588.

Umweltbundesamt. (2016, Januar). Sprit sparen. Abgerufen auf www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/sprit-sparen