Gleichstellungspolitiken revisted

Zeitgemäße Gleichstellungspolitik an der Schnittstelle von Politik, Theorie und Praxis

Am 3. März 2022 wurde der Sammelband „Gleichstellungspolitiken revisted“ vorgestellt, der die Diskussion im Rahmen der 2019 organisierten Konferenz „Warum (noch) Frauen* fördern?“ zusammenführt. Ihre Fortsetzung findet die Debatte bereits im kommenden Herbst.


 

Ausgangspunkt der damaligen Diskussion war ein ambivalenter Befund zur Gleichstellung: Auf der einen Seite verbesserte sich die Situation von Frauen in vielen Bereichen in den letzten Jahren deutlich. Es wurde daher immer wieder der Bedarf an Frauenförderung in Frage gestellt. Diese Argumentation übersieht zweierlei: Zum einen entstehen im Sog dieser Erfolge neue Ungleichheiten, die oft erst auf den zweiten Blick erkennbar sind. Zum anderen besteht in bestimmten Bereichen unverändert Bedarf an Frauenförderung, da sich an den grundlegenden Geschlechterunterschieden kaum etwas verändert hat. Es besteht also weiterhin Bedarf an frauen- und gleichstellungsfördernden Maßnahmen. Die an sie gerichteten Anforderungen werden jedoch deutlich anspruchsvoller. Der Band formuliert die Anforderungen an eine zeitgemäße Gleichstellungspolitik. Dazu zählt, dass Gleichstellungspolitik (1) eine evidenzbasiert und prozessorientiert gestaltet wird, sie (2) partizipativ ausgerichtet ist und unterschiedliche Wissensformen gleichberechtigt einbezieht und die (3) feministische Debatten und Methodendiskussion aufgreift. Erfolgreiche Frauenförderung oder Gleichstellungspolitik ist damit an der Schnittstelle zwischen Politik, Theorie und Praxis angesiedelt und muss diese Schnittstelle auch gezielt ausgestalten.

Regine Bendl (WU), Victoria Englmaier (IHS) und Karin Sardadvar (WU) präsentierten die zentralen Ergebnisse ihrer Beiträge zum Sammelband und verdeutlichten anhand dieser konkreten Beispiele die Ausgestaltung der Schnittstelle. Daran anschließend thematisierten Ingrid Moritz (AK Wien) und Klaudia Burtscher (Frauenstiftung Steyr) die Relevanz der beschriebenen Phänomene und Befunde in ihrem Arbeitsalltag und aktuelle Themen und Herausforderungen in ihrem Bereich ein. Sie skizzierten die Rolle von Wissenschaft und Forschung für die Konzeption von Gleichstellungspolitiken und frauenfördernden Maßnahmen.

Die angeregte Diskussion nach den Inputs und den Kommentaren verdeutlicht den Bedarf an der Weiterführung der Diskussion. Eine Möglichkeit dazu wird die Konferenz „Warum (wieder) Frauen* fördern?“ bieten, die am 24./25. Oktober 2022 stattfinden wird. Die Konferenz wird von IHS und WU in Kooperation mit der AK Wien organisiert.

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